Im Rahmen der Wiener Karl-Polanyi-Gastprofessur kommt Prof. Bernhard Ebbinghaus (Professor für Soziologie, Universität Mannheim) am 12.01.2023 in die Urania und hält dort einen öffentlichen Vortrag zu der Thematik: Die Resilienz des Sozialstaates als Gegenbewegung in Europas Wirtschaftskrisen.
Der Termin musste krankheitsbedingt auf den 18.01.2023 verschoben werden.
Die Vorlesung befasst sich mit der Beschäftigungspolitik in den zwei großen Wirtschaftskrisen des beginnenden 21. Jahrhunderts: Einerseits während des Zusammenbruchs des globalen Finanzmarktes 2008 und andererseits die kumulierte Gesundheits- sowie Wirtschaftskrise während der Covid-19-Pandemie seit Anfang 2020. Exemplarisch können beide Krisen als Labore für sowohl kurzfristige als auch dauerhafte Veränderungen in Europa betrachtet werden. Rekurrierend auf Polanyis These der Doppelbewegung stellt die Krisenpolitik des Sozialstaates eine Gegenbewegung zu den Unwägbarkeiten der Marktkräfte dar. Dass die Sozial- und Beschäftigungspolitik die Resilienz von Gesellschaften stärken konnte, konnte hierbei anhand der Analyse europäischer Sozialstaaten gezeigt werden. Dies wurde aufgrund dessen möglich, indem die Abfederungs- und Anpassungskapazität im Verlauf der Krise erweitert sowie angepasst wurden. Des Weiteren wird auch die Rolle der Sozialpartner bei der Krisenbewältigung beleuchtet.
Die Wiener Karl-Polanyi-Gastprofessur zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den Wiener Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen zu intensivieren sowie zu stärken, um die laufenden gesellschaftlichen, politischen sowie wirtschaftlichen Transformationen zu verstehen und in weiterer Folge auch zu gestalten. Dadurch soll die Anregung öffentlicher Debatten durch die Verknüpfung von universitärer Forschung und Erwachsenenbildung herbeigeführt werden. Es sollen Erkenntnisse für die zeitgenössische Analyse gewonnen werden, indem das intellektuelle Erbe von Karl Polanyi weitergeführt bzw. wiederentdeckt und neu gedacht wird.