Prof. Bernhard Kittel und David Schiestl vom Institut für Wirtschaftssoziologie forschen seit 2016 gemeinsam mit Prof. Roland Verwiebe und seinem Team am Institut für Soziologie der Universität Wien in einem vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank finanzierten Projekt zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen in Österreich. Im Fachjournal “Journal of Ethnic and Migration Studies” veröffentlichen die Forscher nun einen Teil ihrer Erkenntnisse, die auf ausführlichen qualitativen Interviews mit 26 Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Irak und Iran beruhen, die 2014 und 2015 nach Österreich gekommen sind und zum Zeitpunkt der Interviews bereits in den Arbeitsmarkt eingegliedert waren.
Den Aufsatz können Sie hier nachlesen: “Finding your way into employment against all odds?”
Bei den InterviewpartnerInnen handelt es sich um eine Minderheit von Flüchtlingen, die sich in kurzer Zeit in den Arbeitsmarkt integriert haben. Die Flüchtlinge sind bei ihrer Integration mit vielfältigen Barrieren konfrontiert: Der Sprache, der üblichen Praxis im fremden Arbeitsmarkt, der Anerkennung von Bildungsnachweisen aus ihrer Heimat und bloßer Diskriminierung.
Proaktivität als notwendige Einstellung
Einer erfolgreichen Arbeitsmarktintegration geht oft eine intensive und beharrliche Suche nach Anknüpfungspunkten voraus, die Kreativität und die Fähigkeit, Chancen zu erkennen, erfordert. Auch die Bereitschaft, zunächst beruflich zurückzustecken oder ganz neu anzufangen, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Bildung von Humankapital als Überwindung institutioneller Hürden
Bei der Integration spielen den Autoren zufolge die sozialen Beziehungen zu Einheimischen eine wichtige Rolle. Vor allem ehrenamtliche HelferInnen dienen oft als Türöffner in den Arbeitsmarkt. Das Lehrlingssystem wird von den Autoren als ein zweischneidiges Schwert bezeichnet. Einerseits profitieren vor allem junge Flüchtlinge von den Ausbildungsmöglichkeiten, die ihnen auch eine langfristige Perspektive in Österreich bieten. Andererseits können aber Menschen mit langjähriger Arbeitserfahrung ihre erlernten Berufe nicht ausüben, weil sie die formalen Anforderungen des österreichischen Arbeitsmarktes nicht erfüllen.