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Der Ökonomische Blick: Assoz. Prof. Dr. Paul Pichler über Zentralbanken im Wandel

03.06.2024

In den letzten Jahren hat sich die Geldpolitik einem grundlegenden Wandel unterzogen. Die Zentralbanken haben sich von ihrer traditionellen Kernaufgabe, dem privaten Bankensystem Geld zu leihen, um das Angebot an Krediten zu steuern, immer weiter entfernt. Dies ist nicht etwa durch Innovationen im Finanzbereich oder Digitalisierungseffekte begründet, sondern beruht vielmehr auf Veränderungen in der Geldpolitik selbst.

Im Krisenmodus der vergangenen Jahre haben diverse Zentralbanken durch direkte Wertpapierankaufsprogramme massive Geldsummen in ihre Bankensysteme gepumpt, um eine drohende Deflation abzuwehren. Die Folge dieses Überhangs ist, dass Banken heute einen Überfluss an Zentralbankgeld besitzen. Es ist keine Neuheit oder verwerfliche Praxis, dass Banken an Zinsdifferentialen verdienen – dies tun Banken schon seit Jahrhunderten. Ein Novum ist jedoch die Größenordnung, in der dies geschieht, denn die aktuelle Höhe der Einlagen bei Zentralbanken wurde historisch bisher nicht einmal ansatzweise erreicht. Neu sind ebenfalls die daraus resultierenden Kosten für Zentralbanken und somit die öffentliche Hand. Sofern das Zinsniveau nicht bald wieder spürbar sinkt oder andere politische Maßnahmen ergriffen werden, werden diese Kosten noch über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich hier in einem Zwiespalt. Einerseits wird befürwortet, dass Banken bei ihrer Kreditvergabe zurückhaltend sind, damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gedrosselt bleibt und kein Inflationsdruck entsteht. Andererseits fließen durch diese attraktive Anlageform viele Milliarden Euro von den Zentralbanken in den privaten Bankensektor. Dies zehrt am Eigenkapital der Zentralbanken und reduziert deren Zuschüsse an die Staatshaushalte. Des Weiteren hat dies auch negative volkswirtschaftliche Auswirkungen, die entstehen können, wenn Banken jahrelang unabhängig von ihrer Aktivität stets satte Gewinne einfahren. Wettbewerbsverzerrungen, eine reduzierte Innovationskraft und ein Verlust an Kosteneffizienz im Finanzsektor sind nur einige der Symptome.

 

Assoz. Prof. Dr. Paul Pichler erklärt in seinem Beitrag in "Der Ökonomische Blick", welche Ansätze es zur Lösung dieses Problems zur Verfügung stehen und wo die EZB sowie Mitgliedsstaaten ansetzen können. Den gesamten Artikel können Sie hier nachlesen.