Hoch hinaus in den Alpen, tief drin in den Schulden? Österreich steckt in einer finanziellen Schieflage: Mit einer Staatsschuldenquote von über 80 Prozent und einem Budget-Defizit von -3,4 Prozent sieht es düster aus. Doch nicht nur Österreich, viele andere EU-Staaten kämpfen mit Schuldenbergen. Gegen Frankreich, Italien sowie fünf weitere Länder kündigte die EU-Kommission bereits Defizit-Verfahren an. Ist die Währungsunion eine Schulden- und Transferunion geworden oder entwickelt sie sich dahin? Muss die EZB irgendwann (wieder) kriselnde Mitgliedsstaaten retten?
Im April 2024 hat die Europäische Union eine umfassende Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes beschlossen. Die bisherigen Regeln, die seit 1997 in Kraft sind, galten vielen Kritiker*innen als zu starr und kompliziert. Ziel der Reform ist es, die Vorschriften flexibler und anpassungsfähiger zu gestalten, um auch die wirtschaftliche Lage der einzelnen Mitgliedsstaaten besser berücksichtigen zu können. Ist diese Reform eine dringend notwendige Modernisierung oder eine fiskalpolitische Bürde, die neue Herausforderungen mit sich bringt? Welche weiteren Maßnahmen im Bereich Kapitalmarkt und Finanzpolitik könnte die Europäische Union ergreifen, um die Stabilität Europas langfristig zu sichern?
Prof. Volker Wieland ist seit März 2012 Inhaber der IMFS-Stiftungsprofessur für Monetäre Ökonomie und Geschäftsführender Direktor des IMFS. Zuvor war er Professor an der Goethe-Universität Frankfurt und einer der Gründungsprofessoren des IMFS. Von 2013 - 2022 gehörte Wieland dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ("Wirtschaftsweisen") an. Wieland studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte an der Stanford University. Er war Senior Economist am Federal Reserve Board und Gastprofessor am Stanford Center for International Development. Für seine Forschungsarbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Preis des Monetären Workshops und das "Public Service Fellowship" der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung. Seine Forschungsinteressen umfassen Geld- und Fiskalpolitik, Konjunkturzyklen sowie makroökonomische Modelle.
Othmar Karas ist ein österreichischer Politiker und war von 1999 - 2024 Mitglied des Europäischen Parlaments. Als langjähriges Mitglied der Europäischen Volkspartei (EVP) wurde er 2022 Erster Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Karas spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung und Umsetzung europäischer Finanz- und Wirtschaftspolitiken, insbesondere während der Eurokrise. Zudem war er Berichterstatter für die Europäische Bankenaufsicht und setzte sich stark für den europäischen Binnenmarkt und die soziale Marktwirtschaft ein. Neben seiner parlamentarischen Arbeit engagiert sich Karas auch in verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen und ist für seinen Einsatz für ein starkes, geeintes Europa bekannt.
WKW-Dialog "Quo Vadis Europäische Währungsunion?"
7. November 2024, 11:30 - 13:00 Uhr
Ort: UC Aula, AKH, Aula, Hof 1.11
mit
Dr. Othmar Karas, Erster Vizepräsident des Europäischen Parlaments a.D.
Prof. Volker Wieland, Ph.D., IMFS-Stiftungsprofessor für Monetäre Ökonomie
Moderation: Prof. Monika Gehrig-Merz, Ph.D. Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (Universität Wien)